Mülltrennung Reform auf Zypern. Geht da was?
Die Kritik von Phaedonas: „Die Mathematik hinter ‚Pay as You Throw‘ geht nicht auf – Von 170 € zu 300 €“
Der Bürgermeister von Paphos, Phaedonas Phaedonos, äußerte öffentlich seine Bedenken gegenüber dem geplanten Abfallwirtschaftssystem „Pay as You Throw“. In einem Interview mit dem TV-Sender Alpha erklärte er, dass die Berechnung der Kosten nicht tragbar sei. Laut seiner Analyse könnten sich die Gebühren für Haushalte in Paphos von derzeit durchschnittlich 170 € auf bis zu 300 € pro Jahr erhöhen. Er kritisierte die bestehenden Studien und Vorschläge, die Millionen Euro kosten würden, um das System umzusetzen.
Das Grundproblem des Systems
Phaedonos betonte, dass das Prinzip des „Pay as You Throw“ zwar gerecht sei, da Haushalte proportional zu ihrem Abfallaufkommen zahlen sollen, die aktuelle Umsetzung jedoch erhebliche Schwächen aufweise. Er führte Beispiele an, wie etwa Ferienhausbesitzer, die nur wenige Wochen im Jahr in Paphos sind, jedoch dieselben Gebühren zahlen wie dauerhafte Bewohner. Ebenso problematisch sei es, dass das System nicht ausreichend berücksichtigt, wie unterschiedlich die Müllproduktion einzelner Haushalte sein kann.
Technische und logistische Herausforderungen
Der Bürgermeister äußerte Zweifel, ob die Gesellschaft in Zypern bereit sei, ein solches System umzusetzen. Beispielsweise sei es schwierig, die Müllsäcke zu überwachen und Verstöße gegen das System zu ahnden. Er merkte an, dass es unrealistisch sei, Müllsammler nachts anhand der Farben der Müllsäcke kontrollieren zu lassen, um Strafen zu verhängen.
Er schlug vor, dass ein effektives Überwachungssystem enorm teuer wäre. Allein die Einstellung von zehn Inspektoren, die die Einhaltung des Systems überwachen sollen, würde geschätzte 200.000 € pro Jahr kosten – ohne Garantie, dass das System vollständig funktioniere. Zudem müssten Müllfahrzeuge für verschiedene Abfallarten wie organische Abfälle, Glas, Plastik und Papier angeschafft werden. Phaedonos schätzte die Kosten für die landesweite Implementierung auf 30 bis 40 Millionen Euro.
Ungerechte Belastung und mögliche Konsequenzen
Besonders besorgt zeigte sich Phaedonos über die finanziellen Auswirkungen auf einkommensschwache Familien, Migranten und sozial schwache Gruppen. Er warnte davor, dass einige Menschen möglicherweise versuchen könnten, das System zu umgehen, indem sie ihren Müll illegal entsorgen. Dies würde letztlich zu Umweltverschmutzung und einer Belastung der gesamten Gemeinschaft führen.
Er betonte, dass solche Missstände zu einer generellen Verschlechterung der Lebensqualität führen könnten, da Müll möglicherweise in offenen Bereichen oder auf unbebauten Grundstücken entsorgt wird. Dies hätte nicht nur ökologische, sondern auch ästhetische und hygienische Nachteile für die Stadt.
Fehlerhafte Planungen und fehlende lokale Anpassungen
Phaedonos kritisierte zudem die bisherigen Studien und die Umsetzung durch die zuständigen Behörden. Er warf ihnen vor, die spezifischen Gegebenheiten Zyperns nicht ausreichend berücksichtigt zu haben. Er erklärte, dass in Ländern wie der Schweiz oder Skandinavien, wo solche Systeme erfolgreich sind, die gesellschaftliche Mentalität und die Infrastruktur völlig anders seien.
Er bemängelte zudem, dass viel Geld in schlecht geplante Projekte geflossen sei, beispielsweise für die Anschaffung von Containern für organische Abfälle, die nun ungenutzt auf einem Sportplatz lagern.
Vorschläge und Forderungen
Abschließend forderte Phaedonos die Ministerin für Landwirtschaft auf, die Kommunen aktiv und praxisnah bei der Entwicklung eines effektiven Systems zu unterstützen. Er machte deutlich, dass solche Reformen nicht nur politische Entschlossenheit, sondern auch realistische und durchdachte Maßnahmen erfordern. Ohne die richtige Unterstützung und Planung werde das System „Pay as You Throw“ langfristig scheitern und mehr Probleme verursachen, als es löst.